Surprise Bush Dinner (German)
Zeichnen kann ich ja bekanntlich nicht, daher also schriftlich:
Auch Karl-Heinz, George und Brigitte, bei all ihrer Busch-Erfahrung, lernen immer wieder dazu. So, zum Beispiel, die genauere Bedeutung des Begriffs ‘Surprise Bush Dinner’, vor allem die regionale Auslegung im Raum Zibalianja.
Der Landrover rollt auf ‘Knob Hill’ aus, einem erweiterten Termitenhuegel mit kleinem Koepfchen, leicht erhoeht mit Blick auf Zibadianja Lagoon. Sonnenuntergang mit Sundowner Drinks, angesichts vieler Hippos; Karl-Heinz gibt Staendchen, von uns kichernd untermalt, weil vier Hippo-Baby-Oehrchen zu komisch lang und laenger werden und wie gebannt diese ungewoehnliche Klangquelle anpeilen. Man setzt sich zum Mahl, vollmond-beleuchtet. Die Orchesterbesetzung nun Hippos und Glockenfroesche, Akzente werden von wiehernden Zebras gesetzt.
Man steht auf, streckt sich. Brigitte plaziert sich mit Fernglas auf die der Lagune zugewandten Seite des Termitenhuegels, um einen im Mondlicht badenden Elefanten zu beobachten. Marlies kann ueberredet werden, sich dazuzugesellen. Die Kellner raeumen ab, die Herren stehen herum, teils ebenfalls auf dem Termitenhuegel. Marlies und Brigitte wenden ihre Aufmerksamkeit – und das Fernglas – den beiden Hippos zu, die noch am Ufer sind, aber langsam Kurs auf ihr naechtliche Speisezimmer nehmen. Marlies, ganz unkundig, meint, das eine kaeme direkt auf uns zu. Brigitte, buscherfahren und von der Aufgabe beseelt, Novizen sowohl zu beleeren als auch zu beruhigen, erklaert mit ruhiger Stimme, dass diese Dickhaeuter momentan nur an Futter interessiert seien, hier bei uns kein Grashalm spriesse, und sie somit nicht den allergeringsten Grund haetten, den Weg ueber unseren Huegel einzuschlagen.
Ab hier fehlen Brigitte einige Sekunden.
Danach bestehen die Erinnerungen aus unzusammenhaengenden ‘freeze frames’: Aufkraxeln, Marlies etwas wie: “schnell hinter den Huegel” zurufen, dies in die Tat umzusetzen versuchen – wer haette gedacht, dass dieser so tueckisch sei und man selbst auf allen vieren immer wieder abrutscht? Karl-Heinzens – wo kam er nur her ? – Absatz rutscht knapp an Brigitte’s linkem Ohr vorbei, auch er klaubt verzweifelt an Wuerzelchen und hinterlaesst dabei einen wahren Schauer von Rotwein. Es teilen sich Beine und Koerper vor Brigitte – sie sieht sich, zutiefst erstaunt, von Angesicht zu Angesicht mit einem Hippo, das mittlerweile neben dem Feuer und fast am Esstisch steht. Der Guide, Wade, stoesst gellende Urlaute aus und fuchtelt abwehrend mit den Armen.
Brigitte hat inzwischen ihr Ziel erreicht und den Termitenhuegel voll zwischen sich und dem Geschehen. Sieht also nicht, hoerte nur spaeter bei diversen ‘post mortems’, dass Wade zwei ausgewachsene Hippos mit dem Nass einer halben Tasse Kaffee vertrieben haben soll (!), der Kellner Billy unter dem Tisch Schutz suchte, was er hernach heftig bestritt, der Helfer Onkgobotse Fersengeld gegeben habe, Marlies von Karl-Heinz am Wickel genommen wurde, um gleiches zu verhindern, falls sie bei diesem Unterfangen mit dem Hippo kollidiere. Wo George und Winfried waren und wie sie sich verhalten haben, konnte noch nicht ganz geklaert werden, obwohl wir die Geschichte doch nun schon fuenf Mal zu rekonstruieren versuchten…
Und das alles soll keine 10 Sekunden gedauert haben… !
Credit Brigitte Cross